Online-Blitzumfrage in Niedersachsen – was die Nachbarschaften beschäftigt

10. Mai 2022 / Johanna Klatt

Direkt vor der Veranstaltung „Gute Nachbarschaft – Herausforderungen gemeinsam lösen“ am 09. Mai 2022 wollte es die Geschäftsstelle des Bündnisses für gute Nachbarschaft genau wissen: Welche Herausforderungen werden in den Nachbarschaften in Niedersachsen gesehen? Und auch welche Chancen? Gibt es Handlungsfelder, in denen besondere Möglichkeiten zur Entwicklung stecken? In nur einer Woche haben sich über 50 Akteur*innen an der Blitzumfrage beteiligt. Das ergibt sicher noch kein repräsentatives Bild, aber ein deutlich erkennbares Stimmungsbild.

Die Frage nach dem „aktuell wichtigsten Thema“ bot zehn vorgeschlagene Antworten, mehrere davon konnten ausgewählt werden. Den eindeutigen Platz 1 machte das Themenfeld "Integration", dicht gefolgt von „bezahlbares Wohnen“ und „Corona und die Folgen“. Womöglich geben hier die aktuellsten Anforderungen mit geflüchteten Menschen aus der Ukraine der dauernden Herausforderung Integration noch einmal eine erweiterte Bedeutung. Und die ohnehin schwierige Wohnsituation in vielen Gebieten verschärft sich unter steigenden Miet- und Lebenshaltungskosten sowie steigender Nachfrage dramatisch.

Die Bedeutung der Pandemie ist im Alltag der Nachbarschaften offensichtlich noch im Bewusstsein, vor allem, wenn es um die Folgen geht. Betrachtet man unter diesem Eindruck die Ergebnisse zu „Gefährdung demokratischer Verhältnisse“ und „Verschwörungstheorien“ gemeinsam (dann ergäbe der Wert Platz 4), ergibt sich eine anspruchsvolle Lage.

In der zusätzlichen freien Abfrage weiterer Themen für die Nachbarschaft finden sich echte „Dauerbrenner“ wie Müll, Verkehr und PKW-Nutzung sowie – noch drängender als sonst schon – die steigenden Lebenshaltungskosten.

Gefragt wurde im nächsten Schritt nach den Handlungsfeldern mit den größten Herausforderungen und denen mit den größten Chancen. Diese Handlungsfelder sind abgeleitet aus den Erfahrungen im Programm „Soziale Stadt“ und dienen auch zur Übersicht für integriertes kommunales Handeln. Im Bündnis für gute Nachbarschaft Niedersachsen geben sie die Struktur für die Arbeitsgruppen.

Das bei der Frage nach großen Herausforderungen meist genannte Handlungsfeld „Wohnen und Wohnumfeld“ ist auch Inhalt einer der ersten von drei Arbeitsgruppen im Bündnis. Auf die Frage nach den größten Chancen wiederum wird dem gleichen Handlungsfeld aus Sicht der Akteure vor Ort sehr geringe Werte zugesprochen. Und genau das soll im Bündnis angegangen werden.

Legt man die Werte für die Handlungsfelder „Soziale Aktivitäten und soziale Infrastruktur“ und „Zusammenleben“ übereinander, zeigt sich, dass sie Kernfelder der Nachbarschaftsarbeit sind: sie werden als große Herausforderung aber nahezu gleichermaßen als große Chance eingeschätzt.

Auffällig an der Gegenüberstellung von Herausforderungen und Chancen ist außerdem, dass die Handlungsfelder „Sport und Freizeit“ sowie „Stadtteilkultur“ – also Bereiche in denen Begegnung, gemeinsames Tun und Erleben im Vordergrund stehen – in der Wahrnehmung der Antwortenden mehr Chancen als Herausforderungen bieten.

Die Gemeinwesenarbeit als Konzept beruht auf dem integrierten Denken und Handeln und stellt den Menschen ins Zentrum. So sind auch Belange wie Wirtschaft und Nahversorgung („lokale Ökonomie“), Mobilität und nachhaltiges Handeln („Umwelt und Verkehr“), gesunde Lebensbedingungen („Gesundheit und Prävention“) und nicht zuletzt die Akzeptanz und Teilhabe in der Gesellschaft („Image und Öffentlichkeitsarbeit“) in den Handlungsfeldern abgebildet. Hier sind die Einschätzungen von Herausforderung und Chance mehr verteilt, das hängt in diesen Handlungsfeldern sehr stark von den lokalen Gegebenheiten ab.

Zusammenfassend lässt sich erkennen: die Herausforderungen vor Ort sind nur ressortübergreifend zu lösen. Es braucht Integrierte Stadtentwicklung, die Kommune/die Stadt braucht einen guten Plan, wie Nachbarschaften unterstützt werden können. Beispiele dafür finden sich auch in den Beiträgen, die in der Veranstaltung vorgestellt wurden.

Dabei stehen im Zentrum immer wieder Treffpunkte in denen Menschen einfach und niedrigschwellig zusammenkommen können und gemeinsam Dinge und Angebote entstehen lassen. Das können Produkte sein, die dann weitergegeben, verkauft oder gemeinsam genutzt werden. Das können aber eben auch die gegenseitige Unterstützung, das offene Ohr oder die konkrete Begleitung sein. Die Qualität in der Förderung von Nachbarschaften ist dann besonders hoch, wenn sich diese an alle Nachbarinnen und Nachbarn richtet und nicht nach Zielgruppen auswählt.

 

Hier finden sich Berichte zur Live-Sendung und zum Austausch der Veranstaltung am 09. Mai 2022. Auf der Plattform Gute Nachbarschaft im Space Bündnis Gute Nachbarschaft können auch weiterhin Erfahrungen geteilt, Fragen gestellt und Themen diskutiert werden.

Eine Beteiligung am Bündnis für gute Nachbarschaft ist einfach möglich mit der Fotoaktion „Gute Nachbarschaft ist…“.

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