Wir für die Neustadt
Handlungsfelder
Kontaktdaten
Projektbeschreibung
Das Projekt zielt darauf ab, durch den Aufbau von Gemeinwesenarbeit die Selbsthilfekräfte der BewohnerInnen im benachteiligten Quakenbrücker Stadtteil Neustadt zu stärken und das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft zu verbessern. Problembereiche und aktuelle Themen im Stadtteil sollen identifiziert und BewohnerInnen sowie Vereine (hier v.a. auch die bestehenden und sich entwickelnden MigrantInnenvereine im Stadtteil) bei der Entwicklung von Lösungsvorschlägen unterstützt werden. Schließlich sollen interessierte BewohnerInnen sowie Mitglieder von Vereinen und Gruppen für die Mitarbeit in einer Stadtteilinitiative gewonnen werden, um feste Strukturen des bürgerschaftlichen Engagements zu etablieren und die Teilhabe der BewohnerInnen am Stadtteilleben zu fördern. Langfristig soll das Projekt durch die Stärkung und Vernetzung des bürgerschaftlichen Engagements den Entwicklungsprozess des Stadtteils positiv beeinflussen, Kontakt- bzw. Dialogmöglichkeiten zwischen Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft im Stadtteil fördern und Konflikte im gesellschaftlichen Zusammenleben verringern.
Ergänzung Projektjahr 2018:
Das Projekt ist im Oktober 2017 gestartet. Seitdem hat die im Projekt eingesetzte Sozialarbeiterin damit begonnen, Kontaktgespräche im Quartier zu führen und vertrauensvolle Bezüge zur BewohnerInnenschaft aufzubauen. Des Weiteren wurden Gespräche mit verschiedenen sozialen Akteuren im Stadtteil geführt, wobei die Ziele des Projekts vorgestellt und gemeinsame Schnittstellen bzw. Koooperationsfelder besprochen wurden.
Für das Haushaltsjahr 2018 liegt der Schwerpunkt darauf, den Kontakt zu den BewohnerInnen weiter zu intensivieren. Dabei sollen mithilfe von kleineren aktivierenden Befragungen Problembereiche identifiziert und die Mitwirkungsbereitschaft der BewohnerInnen erörtert werden. Ausgehend von den identifizierten Interessen sollen im Jahr 2018 gemeinsam mit den BewohnerInnen erste (punktuelle) Aktionen und Aktivitäten initiiert werden, um das Stadtteilleben anzustoßen und die Selbstwirksamkeit der BewohnerInnen zu stärken.
Ergänzung Projektjahr 2019:
Im Jahr 2018 hat die Sozialarbeiterin mit dem mobilen Stadtteilbüro insgesamt drei verschiedene Standorte im Quartier aufgesucht. Die Möglichkeit, jeweils für längere Zeit in direkter Nachbarschaft zu den Bewohner*innen zu agieren, hat sich positiv auf die Aufnahme von Kontakten ausgewirkt und das mobile Stadtteilbüro hat sich zunehmend als Anlaufstelle für Menschen aus dem Stadtteil entwickelt. Die Niedrigschwelligkeit des Angebots hat zahlreichen Bewohner*innen geholfen, ihre Hemmschwellen zu überwinden und ihre Interessen und Bedürfnisse kundzutun. Gerade für Menschen mit konkretem Beratungs- oder Unterstützungsbedarf stellt das mobile Stadtteilbüro einen wichtigen Erstkontakt dar, von wo aus die Hilfesuchenden zu entsprechenden Beratungs- und Unterstützungsangeboten weitervermittelt werden können.
Im Jahr 2019 ist geplant, weitere Standorte in der Neustadt aufzusuchen, um einen möglichst umfassenden Einblick in die spezifischen Interessen und Bedürfnisse der Bewohner*innen unterschiedlicher Nachbarschaften in dem äußerst heterogenen Stadtteil Neustadt zu erhalten. Weiterhin sollen auf Grundlage der identifizierten Interessen und Bedürfnisse kleinere Aktionen und Veranstaltungen organisiert werden, die den Stadtteil beleben und Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft in Kontakt bringen.
Ergänzung Projektjahr 2020:
Im Jahr 2019 wurden unter Einbeziehung von Bewohner*innen und Stadtteilakteuren verschiedene begegnungsfördernde Aktionen und Veranstaltungen durchgeführt (z.B.: Neujahrsfeier, Internationaler Frauentag, Stadtteilfest, Aktivitätennachmittage). Wie bereits in 2018 wurden in auch 2019 drei verschiedene Standorte mit dem mobilen Stadtteilbüro aufgesucht. Durch die Aktionen und die öffentliche Präsenz des Bauwagenbüros im Stadtteil hat das Angebot weiter an Bekanntheit gewonnen. Vermehrt suchen Bewohner*innen nun auch selbstständig den Kontakt zur Sozialarbeiterin. Insgesamt hat sich das Projekt zu einer wichtigen (Erst-)Anlaufstelle im Stadtteil etabliert. Die Sozialarbeiterin hilft, Brücken zu bauen und Menschen in „Bewegung“ zu setzen, z.B. indem sie ermutigt werden, bestehende Unterstützungsstrukturen und Partizipationsmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen. In vielen Fällen hat dies zu einer stärkeren gesellschaftlichen Teilhabe von Bewohner*innen (insb. mit Migrationshintergrund) geführt. Im Mai 2019 wurde zudem ein Nachbarschaftsbüro in einer leerstehenden Wohnung in der Tilsiter Straße eingerichtet, welches im kommenden Projektjahr zu einem Begegnungsort weiterentwickelt werden soll (erste Projekte wie ein offenes Spielangebot in Kooperation mit der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Quakenbrück wurden hier bereits initiiert).
Ergänzung Projektjahr 2021:
Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Arbeit im Jahr 2020 in vielen Bereichen umorganisiert werden. Während des Lockdowns hielt die Sozialarbeiterin über Messengerdienste engen Kontakt zu den Gruppen, die sich im Laufe des Projekts zusammengefunden haben. Vor allem für Frauen mit Migrationshintergrund erwies sich der Kontakt als wichtig, um die neue Situation zu erklären und Ängste aufzufangen. In den Gruppen haben sich die Frauen auch gegenseitig gestärkt, indem sie sich z.B. über Ideen für Aktivitäten ausgetauscht haben, die man in der Zeit des Lockdowns mit seiner Familie umsetzen kann. Auch die (Verweis-)beratung von Einzelpersonen lief auf telefonischem Wege weiter, wodurch bestehende Kontakte gepflegt und ausgebaut werden konnten. Trotz des Lockdowns haben einzelne Bewohner*innen immer wieder auch selbstständig den Kontakt zur Sozialarbeiterin gesucht. Einzelne Projekte sowie kleinere Aktionen konnten erfolgreich auch kontaktlos oder digital umgesetzt werden. Regelmäßig hat die Sozialarbeiterin zudem auf Spaziergängen durch das Quartier den Kontakt zu den Bewohner*innen gehalten und die Stimmung beobachtet.
Nach Möglichkeit sollen in 2021 wieder gemeinsam mit den Bewohner*innen und Akteuren aus dem Quartier Aktionen und Veranstaltungen organisiert werden, um Begegnung zu fördern und das Zusammenleben im Stadtteil zu verbessern. Auf Grundlage der in der Corona-Krise gesammelten Erfahrungen können einzelne Projekte, wenn nötig, auch kontaktlos oder digital konzipiert und umgesetzt werden. Insgesamt wird der Schwerpunkt im kommenden Jahr weniger auf der aufsuchenden Arbeit, sondern vielmehr in der Festigung von bestehenden Kontakten und Strukturen liegen. Das mobile Stadtteilbüro, mit dem es in den ersten Jahren gelungen ist, das Projekt bekannt zu machen und Bewohner*innen zu aktivieren, soll ein zweites Leben als Treffpunkt in der Kleingartenanlage im Quartier erhalten. Dort ist es gelungen, eine (aktuell noch brachliegende) Parzelle zugewiesen zu bekommen, die gemeinsam mit Bewohner*innen und Akteuren aus dem Quartier zu einem Gemeinschaftsgarten entwickelt werden soll. Zudem wird es im kommenden Jahr darum gehen, den Kontakt zu den Bewohner*innen in der Tilsiter Straße zu halten bzw. auszubauen und die Situation vor Ort eng im Blick zu behalten, da hier größere Umbau- und Abrissmaßnahmen anstehen. Eine Herausforderung wird dabei sein, dass das Nachbarschaftsbüro nur noch eine begrenzte Zeit (Gebäude ist von Abriss betroffen) genutzt werden kann. Es muss daher nach neuen Räumlichkeiten gesucht werden, die die Funktion des bisherigen Nachbarschaftsbüros als Begegnungsort und Anlaufstelle für Bewohner*innen im Quartier langfristig erfüllen kann.
Der Quakenbrücker Stadtteil Neustadt ist gekennzeichnet durch städtebauliche Mängel, soziale Problemlagen und Spannungen im Zusammenleben zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Das „Soziale Stadt“ Projektgebiet weist eine hohe Konzentration von MigrantInnen mit schwachen Integrationsvoraussetzungen und einen hohen Anteil an SGB II- EmpfängerInnen auf. Der Zugang zu bestimmten MigrantInnengruppen erweist sich seit Jahren als schwierig. Es gibt nur wenige MultiplikatorInnen und eine geringe Bereitschaft, das Leben im Stadtteil aktiv mitzugestalten. Einige der in der Neustadt ansässigen MigrantInnenvereine (u.a. Islamischer Kulturverein, Sportverein Schwarz-Weiß Quakenbrück) sind noch jung und benötigen Unterstützung in ihrer weiteren Entwicklung. Eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit und zwischen (MigrantInnen)vereinen in der Neustadt bietet die Chance, Konflikte, Hemmschwellen und Unsicherheiten im Kontakt und dem Zusammenleben zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft im Stadtteil langfristig zu verringern und weitere Ressourcen zu erschließen. Hierzu bedarf es den Aufbau von Gemeinwesenarbeit, da eine intensive gemeinwesenorientierte Sozialarbeit durch das Quartiersmanagement alleine nicht geleistet werden kann. Auch insgesamt mangelt es im Stadtteil an Selbstorganisation und Strukturen des bürgerschaftlichen Engagements. Die Etablierung einer Stadtteilinitaitve als Plattform für BürgerInnen, das soziale und kulturelle Leben in der Neustadt aktiv mitzugestalten und die Entwicklung des Stadtteils positiv zu beeinflussen, ist auch im Hinblick auf die zeitliche Begrenzung der Förderung durch das „Soziale Stadt“-Programm besonders wichtig.
Ergänzung Projektjahr 2018:
Vor dem Hintergrund des späten Projektbeginns im Oktober 2017 kann die Ausgangslage im Stadtteil als unverändert beschrieben werden.
Ergänzung Projektjahr 2019:
Im Projektjahr 2018 hat sich im Rahmen der aufsuchenden Arbeit mit dem mobilen Stadtteilbüro an unterschiedlichen Standorten in der Neustadt gezeigt, dass der Stadtteil und seine BewohnerInnenschaft viel heterogener ist, als noch zu Beginn des Projekts vermutet. Je nach Standort des Bauwagenbüros und je nach Personengruppe (z.B. jung/alt, mit/ ohne Migrationshintergrund) wurden teils sehr unterschiedliche Problemstellungen, Bedürfnisse und Interessen identifiziert. Zudem wurde deutlich, dass zu Beginn viel Erklärung, Unterstützung und Zeit nötig ist, um vertrauensvolle Bezüge aufzubauen und Menschen zu motivieren, in ihrem Wohnumfeld aktiv zu werden. Besonders für Menschen mit Migrationshintergrund, die noch nicht lange in Deutschland leben, erscheint die Möglichkeit einer Beteiligung am Stadtteilleben oder gar die Mitarbeit in einer Stadtteilinitiative noch recht weit entfernt. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen und Erkenntnisse wurden die Haupt- und Unterziele des Projekts an einzelnen Stellen angepasst. So soll der aufsuchenden Arbeit im Projekt sowie den hierbei identifizierten Bedürfnissen und Interessen der BewohnerInnen zunächst mehr Raum gegeben werden, um auf dieser Grundlage kleinere Projekte und Aktionen zu initiieren, die Begegnung fördern und zu weiterer Selbstorganisation anregen. Die Gründung einer Stadteilinitiative wird nicht aus den Augen verloren, jedoch kann dies nur ein langfristiges Projektziel darstellen, welches viel Vorarbeit bedarf.
Ergänzung Projektjahr 2020:
Auch im Projektjahr 2019 wurde deutlich, dass es auf Seiten der Bewohner*innen große Hürden und Hemmschwellen gibt, sich längerfristig an neuen Strukturen des bürgerschaftlichen Engagements (wie z.B. einer Stadtteilinitative) zu beteiligen. Die Heterogenität des Stadtteils und seiner Bewohner*innen erschwert es zudem, gemeinsame Ziele zu definieren. Die Erfahrungen der letzten Projektjahre haben gezeigt, dass ein Einbezug der Bewohner*innen besser über „greifbare“ und zeitlich begrenzte Vorhaben funktioniert. Vor diesem Hintergrund wurden im Rahmen des 3. Hauptziels kleinere Teilprojekte bzw. Initiativen ausgewählt, die im kommenden Jahr intensiver begleitet und unterstützt werden sollen. Hierzu zählen die Nahversorgungssituation im Stadtteil (aufgrund der Schließung eines Supermarkts ist das Einkaufen vor allem für ältere Bewohner*innen zum Problem geworden) sowie die Aufwertung der bisher als negativ und „unsauber“ wahrgenommenen Kleingartenanlage im Stadtteil unter Einbezug der Ideen und Ressourcen der Pächter*innen.
Das in 2019 eingerichtete Nachbarschaftsbüro in der Tilsiter Straße stellt einen wichtigen neuen Standort für die Gemeinwesenarbeit im Stadtteil Neustadt dar. Bei der Tilsiter Straße handelt es sich um ein Wohnquartier, welches mit einem Negativimage belastet und von Nachbarschaftskonflikten geprägt ist. Vor diesem Hintergrund erweist sich das Vor-Ort Büro als besonders hilfreich, um eine Vertrauensbasis zu den Bewohner*innen aufzubauen und sie zur Mitgestaltung des Zusammenlebens im Quartier zu aktivieren.
Ergänzung Projektjahr 2021:
Aufgrund der Corona-Pandemie konnten viele Monate lang keine oder nur sehr begrenzt Aktivitäten im Quartier organisiert werden. Besonders betroffen waren bzw. sind die Gruppenaktivitäten im Nachbarschaftsbüro in der Tilsiter Straße, da es sich hierbei um eine kleine Wohnung handelt, in der die Abstandsregelungen nur schwer eingehalten werden können. Aufgrund der anstehenden Umbauarbeiten ist es zudem unklar, wie lange die Wohnung überhaupt noch genutzt werden kann. Die Gemeinschaftsparzelle in der Kleingartenanlage bietet zumindest für die Sommermonate großes Potenzial, sich zu einem Begegnungsort für die Menschen im Quartier zu entwickeln. Gerade auch im Hinblick auf die Corona-Pandemie stellt der Garten als Treffpunkt im Freien einen idealen Ort für Begegnung dar. Dennoch muss mit dem Wegfall des Nachbarschaftsbüros in der Tilsiter Straße langfristig ein neuer fester Standort gefunden werden, an dem sich die Gemeinwesenarbeit in der Neustadt weiterentwickeln kann.