Beieinander - Füreinander - Miteinander
Handlungsfelder
Zielgruppe
Kontaktdaten
Projektbeschreibung
Die ev.-luth. Auferstehungskirche verwirklicht in ihrem Umfeld den Gedanken der „caring community“, d.h. sie übernimmt Mitverantwortung für die Verbesserung der Lebensbedingungen von wirtschaftlich und sozial Benachteiligten in ihrem Bereich. Hierbei sind hauptsächlich Eltern und ihre Kinder im Fokus, unter ihnen viele mit Migrationshintergrund.
Motivation für das Engagement der Kirchengemeinde sind das Gebot der Nächstenliebe und eine für soziale und diakonische Anliegen sehr aufgeschlossene ehrenamtliche Mitarbeiterschaft („Kirche für die Stadt“). Diese Sichtweise führt seit Jahren zu einer weniger ausgrenzende Sicht auch auf die unterschiedlichen Sozialräume. Mit dem Angebot Stadtteilladen richtet sich die Kirchengemeinde deshalb an alle Menschen, die im Gemeinwesen des Stadtteils leben – unabhängig von Kirchenzugehörigkeit, Konfession, Glauben oder Weltanschauung. Die Arbeit der Kirchengemeinde zielt in diesem Bereich nicht auf Missionierung oder MItgliedergewinnung, sondern auf helfendes Handeln als solches.
Aufgrund der schon vorhandenen guten Erfahrungen mit dem Begegnungsort Stadtteilladen intensiviert die Kirchengemeinde ihre Bemühungen zur Weiterentwicklung des sie umgebenden Sozialraums. Das neue Projekt für 2020 bedient sich der Räumlichkeiten und Strukturen, aber zielt auf etwas neues: Den Aufbau einer örtlichen Gemeinwesenarbeit.
Der besondere Bedarf hierfür liegt nach der Ankunft und Ansiedlung zahlreicher Flüchtlingsfamilien aus Afghanistan und Syrien in den kommenden Jahren in der Förderung des Miteinanders von Bewohnern und Neuzugezogenen im Stadtteil, in der Integration dieser Familien, besonders auch ihrer Kindern. Zu etlichen der ausländischen Familien haben sich in den vergangenen zwei Jahren schon vertrauensvolle Beziehungen ergeben, die die Grundlage für das neue Angebot sind:
Das Projekt: Eine Gruppe von 15 ehremamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Stadtteil und darüber hinaus arbeiten täglich in der Hausaufgabenbetreuung und Sprachförderung von Grundschulkindern aus ausländischen und deutschen Familien. Die pädagogische Leiterin des Stadtteilladens unterstützt ratsuchende Erwachsene in allen Alltagsfragen und vermittelt sie ggf. an die Fachberatungsstellen von Landkreis und Diakonie.
Plattformen und Angebote wie Nachbarschaftstreffen, Frauengruppe, Dienstleistungsgruppe, internationaler Frauentreff, Diakonische HIlfe und Kochinitiative wirken den vorhandenen u.a. altersbedingten Vereinsamungstendenzen mancher Anwohner im Stadtteil entgegen.
Regelmäßige Treffen und Abstimmungen mit anderen sozialen Anbietern im Stadtteil und darüber hinaus bilden ein Netzwerk: Familienzentrum PaNaMa e.V., Ev. Kita Sternenlicht, Grundschule Engeo und Grundschule Bremervörde, Jugendzentrum Bremervörde (JUBS), Kinderschutzbund Bremervörde e.V., Netzwerk Frühe Hilfen des Landkreises, Seniorenzentrum der AWO, Beratungsstellen der Diakonie und des Landkreises.
Alle Angebote des Stadtteilladens sind niedrigschwellig, weil für Rat- oder Kontaktsuchende, für Familien und Kinder kostenfrei und fußläufig vor Ort, im Zentrum des Stadtteils, erreichbar.
Ergänzungen Kurzbeschreibung 2021:
Die inzwischen etablierte „Marke Stadtteilladen“ und die intensive Beziehungsarbeit der pädagogischen Mitarbeiterin bei den Anwohnern im Quartier sind besonders in der Corona-Zeit wesentliche Faktoren für eine Weiterentwicklung der Arbeit, die von Familien und Kindern stark nachgefragt wird. Es hat sich während der Pandemie bewährt, Geld und Mühe in digitales Arbeiten zu investieren, um Hausaufgabenbetreuung und Beratung, wenn es sein muss, auch ohne physische Präsenz anzubieten. Die digitale Infrastruktur des Ladens (Hotel-WLan) und Ausstattung seiner Besucher mit entleihbaren Endgeräten (Tablets, Drucker, usw.) wird im Jahr 2021 weiter verbessert. Weil dem sozialen Miteinander in den bisher vielfältigen Formen von Treffen im Stadtteilladen wegen der Pandemie enge Grenzen gesetzt sind, werden neue Angebotsformate entwickelt, und müssen sich die vorhandenen Angebote auf Hausaufgabenbetreuung (in Kleingruppen oder/und online), Kinderferienangebote möglichst im Freien, im Sozialraum und in Kleinstgruppen, Beratung sowie auf neue Formen der Partizipation im Quartier konzentrieren. Zu neuen Angebotsformen wird eine aktivierende Befragung der Bewohnerinnen und Bewohner durchgeführt. Mit dem Medium der Kunst wird die Identifikation der Bewohner mit ihrem Stadtteil gefördert.
a. In den vergangenen 15 Jahren haben gravierende soziale Veränderungen den Stadtteil rund um die Auferstehungskirche erfasst, die mit zwei Sozialraumanalysen in den Jahren 2013 und 2015 beschrieben wurden: Hier leben derzeit ca. 130 Kinder unter 14 Jahren mit ihren Familien (oftmals alleinerziehend, kinderreich, von ALG II lebend), unter ihnen zahlreiche Migranten- und Flüchtlingskinder, in z.T. prekären Verhältnissen. Diese Familien in ihrer Situation haben nur bedingt teil am gesellschaftlichen Leben vor Ort.
b. Neben dem Pflegeheim der AWO, das es im Stadtteil gibt, ist die Kirchengemeinde die einzige soziale Institution, die unmittelbar vor Ort agiert. Gerade für nicht mobile Familien in benachteiligten Lebenssituationen sind die Wege zu den helfenden Einrichtungen und Ämtern weit.
c. Aufgrund der Fluchtbewegungen der vergangenen Jahre sind viele Migrantenfamilien nach Bremervörde gekommen. Die Kommune verfolgt grundsätzlich das Konzept einer dezentralen Unterbringung. Weil aber viel preiswerter Wohnraum im Bereich um die Auferstehungskirche vorhanden ist, sind ein Großteil der Familien in diesem benachteiligten Stadtteil untergekommen.
d. Das geplante Projekt „Beieinander - Füreinander - Miteinander“ kann an die Arbeit des im Jahr 2014/15 gegründeten „Stadtteilladen“ anknüpfen, der einen Begegnungsort für alle Anwohner des Quartiers außerhalb kircheneigener Räumlichkeiten ("Gemeindehaus") darstellt. Die Einrichtung ist mittlerweile vielen vertraut und im Stadtteil etabliert.
e. Die Stadt Bremervörde als verantwortliche Institution für die kommunale Sozialarbeit wertschätzt und fördert die Arbeit des Stadtteilladens insbesondere aufgrund seiner Niedrigschwelligkeit und guten Erreichbarkeit.
f. In Kooperation mit der Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Arbeit des Landkreises wird seit Sommer 2019 das Projekt "Stadtteilpartner" (Bundesprogramm "Menschen stärken Menschen" der bagfa) durchgeführt, mit dem die Vernetzung der Menschen im Bereich intensiviert wird, insbesondere zwischen Deutschen und ausländischen Familien.
g. Das beantragte Projekt knüpft in guter Weise an die vorhandenen Bemühungen um den Stadtteil an und zielt auf den Aufbau einer umfassenderen Gemeinwesenarbeit im Bereich der Auferstehungskirche, mit einem gewissen Fokus auf der Integration der neuzugezogenen Flüchtlingsfamilien und ihrer Kinder.
Ergänzungen Ausgangslage 2021:
Die im Jahr 2020 aufgekommene Corona-Pandemie stellt die Arbeit vor neue Herausforderungen, die Ausgangslage hat sich entscheidend verändert: Gruppenangebote mussten in einer Phase komplett abgesagt werden, der Besuch des Stadtteilladens für Anwohner und Anwohnerinnen war einige Wochen lang nicht möglich. Auch Hausbesuche waren unmöglich. Stattdessen fanden in dieser Phase der Pandemie Verteilaktionen und reihenweise Telefongespräche statt. Bald wurden digitale Formate wie WhatsApp und Mailgruppen eingerichtet, auch Videokonferenzen mit Anwohnern. Viele Gespräche fanden auch außerhalb des Ladens unter freiem Himmel, im Garten oder am geöffneten Fenster statt.
Es war zu erleben, wie Menschen, insbesondere Migrantenfamilien und auch ältere Anwohnerinnen und Anwohner aus Angst vor dem Infektionsrisiko jegliche Kontakte mieden. Die Frage der Erreichbarkeit stellte sich von beiden Seiten, sowohl von Seiten der Anwohnerschaft als auch von Seiten des Stadtteilladens. Darüber hinaus war zu beobachten, dass insbesondere auch Anwohner mit Migrationshintergrund sich sehr auf ihre eigene Familie zurückzogen, dass Kinder durch Schulausfall und -absentismus in ihrer Sprachentwicklung zurückgefallen sind, und auch den Anschluss ans Homeschooling verpasst haben. Als Ort gemeinsamer Freizeitgestaltung für Kinder kann der Stadtteilladen wegen der Pandemie nur noch sehr eingeschränkt genutzt werden, was zu Rückzug, Langeweile sowie gehäuft zu Fällen von Sachbeschädigung im Stadtteil führt.
In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt wurde bald vom Kirchenvorstand ein Hygienekonzept erstellt, das es unter entsprechender Beachtung erlaubte, den Stadtteilladen für begrenzte Besucherzahlen wieder zu öffnen: Perslnliche Hausaufgabenbetreuung und Beratung wurden wieder möglich, jedoch mit deutlich verringerten Teilnehmendenzahlen im Stadtteilladen.