Armutsprävention und Aktivierung des Sozialraums

Armutsprävention und Aktivierung des Sozialraums
Niemand wird vergessen!

Zielgruppe

Kontaktdaten

Nachbarschaftsverein Leineberg
Stadtteilbüro Leineberg
Allerstraße 32
37081 Göttingen
Telefonnummer: 
0551 2054702

Projektbeschreibung

Das Pilotprojekt „Armutsprävention und Aktivierung des Sozialraums: Niemand wird vergessen!“ aktiviert die Potenziale der Selbst- und gegenseitigen Hilfe der Menschen im Sozialraum Leineberg. Von Armut Betroffene und Bedrohte werden Experten in eigener Sache und stellen zusammen mit anderen engagierten Bewohnern durch ehrenamtliche Formularhilfe ihre Kenntnisse dem Gemeinwesen solidarisch zur Verfügung.

Das Projekt macht versteckte Armut im Göttinger Stadtteil Leineberg ausfindig und spricht bislang verborgene Zielgruppen unter dem Blickwinkel der Armutsprävention niedrigschwellig an. Der vermutete Anspruch des betroffenen Personenkreises auf Sozialleistungen wird thematisiert und dessen Wahrnehmung aus dem Sozialraum heraus unkompliziert und solidarisch unterstützt, vielfach erst ermöglicht.

„Niemand wird vergessen!“ bewirbt und bestückt das von Landkreis und Kommune durchgeführte „Formularlotsen“-Projekt, das kostenlos ehrenamtliche Formular-Ausfüllhilfen ausbildet, mit Teilnehmern vom Leineberg sowie in der Folge auch aus dem Netzwerk der Göttinger Stadtteilzentren und koordiniert deren spätere Einsätze.

Das Projekt ermöglicht so den betroffenen Zielgruppen, zunächst auf dem Leineberg und dann in weiteren Göttinger Quartieren direkt vor Ort breitgefächerte, qualifizierte Formularhilfe und Verweisberatung in Anspruch zu nehmen und sich gleichzeitig als angehende Experten in eigener Sache im Themenkreis der Daseinsvorsorge für das Gemeinwesen zu engagieren. Direkt aus dem Sozialraum heraus verbessert und verkürzt sich der Matching-Prozess zwischen Zielgruppen und Sozialleistungsträgern erheblich.

 

 

Mit der Inflation steigt das Armutsrisiko unterer Einkommensgruppen stark. Im Göttinger Stadtteil Leineberg (2800 Einw., hoher Anteil älterer Menschen, vermehrt Familien mit kl. Kindern) wird eine steigende Quote verdeckter Armut vermutet. Es gibt zunehmend Berichte über zu kleine Wohnungen, Gewalt in d. Häusern, Drogen u. Kinderarmut in einem bisher nicht als Brennpunkt bekannten Viertel. Sozialleistungen werden oft nicht ausgeschöpft. Niedrigschwellige Sozialberatung gibt es direkt vor Ort nur rudimentär. Teils ist die Situation in d. anderen Stadtteilen ähnlich, teils sind sie harte Brennpunkte. Im Stadtgebiet Göttingen sind die Nachbarschaftszentren (NBZ) Drehkreuz für alle sozialen Fragen, geraten aber steigend unter Druck u. können d. Bedarfe nicht abarbeiten. Es existiert durchweg keine auf benötigtem Niveau durchgeführte, garantierte u. ausfinanzierte Formular- und Hinweisberatung: Ungelernte Kräfte aus d. dritten Arbeitsmarkt od. mit zu wenig Arbeitszeit ausgestattete Quartiersmanager sind notgedrungen Ansprechpartner. Die Sozialleistungsträger können bei ausgeweiteten Armutslagen ihrer Aufklärungs- u. Beratungspflicht nach § 13, 14 SGB I nicht in allen Zielgruppen in benötigter Intensität nachkommen.

Notwendig sind im Quartier sowohl flächendeckende Informationen über mögl. Leistungsansprüche als auch qualifizierte, verbindlich stattfindende, koordinierte (Verweis)Beratung u. Formularhilfe, die nicht in Konkurrenz zum Beratungsauftrag der Sozialleistungsträger stehen.  

Unter Eindruck der Pandemie hat der Landkreis Göttingen als Träger 2022 das Projekt „Formularlotsen“ gestartet, in dem Ehrenamtliche, inzwischen in Kooperation mit der Kommune, für sie kostenlos zu Formular-Ausfüllhilfen bei der Beantragung von Sozialleistungen geschult werden. Die Formularlotsen sind auf dem Leineberg und in den anderen Göttinger Quartieren jedoch bislang nicht richtig angekommen. Hier bedarf es einerseits der lokalen Initiative vor Ort auf dem Leineberg sowie darüber hinaus der Akquise und Koordination der ehrenamtlichen Selbsthilfe in anderen betroffenen Quartieren.


 

Von Armut bedrohte Menschen bekommen auf dem Leineberg Ansprechpartner und werden aktiviert

Aktivierung und Aufbau einer Gruppe ehrenamtlicher Helfer für Planung und Durchführung von Kick-Off-Veranstaltungen und weiteren Info-Aktionen. Aktivierung und Aufbau weiterer Netzwerke

- Persönliche Akquise und Ansprache im Quartier für Gewinnung Ehrenamtlicher (2-5 Personen) - Durchführung von Planungstreffen - Persönliche Vorsprache bei Netzwerkpartnern und thematisch verwandten Institutionen: kommunale Verwaltung, Landkreis, Netzwerk der Stadtteilzentren, Jobcenter, Beschäftigungsförderung, Städtische Wohnungsbau, AWO, Freiwilligenagenturen, Migrationszentrum, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK),... - ggf. Sachmittelakquise für Infomaterial

Mit den Bewohnern ins Gespräch über soziale Themen und Daseinsvorsorge kommen

- Aktivierende Befragung im persönlichen Kontakt, Food Sharing, Info-Stände, Stadtteilfest, Garten-Projekte, Vorträge, kulturelle Veranstaltungen, Ausflüge etc. - Öffentlichkeitsarbeit in digitalen und Printmedien - Beziehungs- und Vertrauensarbeit - anfangs auch Aufsuchende Sozialarbeit im öffentlichen Raum durch Hauptamtliche - Vorstellung und Bewerbung des Stadtteilbüros als Anlaufpunkt bei Fragen der Daseinsvorsorge

Gewinnung von Netzwerkpartnern

Aktivierung und Aufbau weiterer Netzwerke. Persönliche Vorsprache bei bisherigen und potenziellen Netzwerkpartnern und thematisch verwandten Institutionen: kommunale Verwaltung, Landkreis, Netzwerk der Stadtteilzentren, Jobcenter, Beschäftigungsförderung, Städtische Wohnungsbau, AWO, Freiwilligenagenturen, Migrationszentrum, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), ...

Armutsprävention trägt sich aus dem Sozialraum heraus selbst: Bewohner engagieren sich

Bewerbung und Forcierung der Formularlotsen-Arbeit auf dem Leineberg

- Fortsetzung der Arbeit mit Ehrenamtlichen und betroffenen Zielgruppen auf dem Leineberg (s.o.) - Massive, über die gesamte Projektdauer anhaltende Werbung durch Haupt- und Ehrenamtliche für „Formularlotsen“-Projekt in zweifacher Hinsicht: a) Inanspruchnahme von Formularlotsen bei Bedarf sowie b) Teilnahme an d. kostenlosen Schulungen des Landkreises, um selbst ehrenamtlich tätig zu werden (offen für ALLE Bewohner, Bewerbung und Akquise bei sämtlichen Kontakten im Quartier) - Wiederkehrende Einsätze von ehrenamtlichen Formularlotsen im STB zunächst nach Vereinbarung, wenn notwendig zunächst zusammen mit Hauptamtlichen - Regelmäßige moderierte Treffen der (angehenden) Formularlotsen - später vorstellbare Teilnahme hauptamtlicher Mitarbeiter an rechtskreisübergreifenden Fallkonferenzen der Kommune (Fallbesprechung bei Teilnahme mehrerer Ämter, z.B. Sozial- und Jugendamt), soweit datenschutzrechtlich möglich

Empowerment und Regelmäßigkeit: Der Leineberg hat eine stetige und zuverlässige Anlaufstelle

- Sichere Etablierung der Formular- und Verweisberatung im STB Leineberg. Dort finden regelmäßige Formular-Sprechstunden statt. An beispielsweise zwei halben Tagen/Woche wird eine feste Sprechstunde von ehrenamtlichen Formularlotsen angeboten, die bei Bedarf durch Hauptamtliche unterstützt werden. Mit fortlaufenden Schulungen seitens des Landkreises erfolgt thematische Ausweitung der Hilfen (quer durch SGB).

Verstetigung und Sicherung der ehrenamtlichen Arbeit auf dem Leineberg: Selbstorganisierte Gruppen entstehen.

- Idealziel ist die Gründung ein-zwei weitgehend selbstorganisierter Gruppen aus Ehrenamtlichen, Betroffenen und Interessierten von insgesamt ca. 8-12 Personen, die gemeinsamen Freizeitaktivitäten nachgehen, sich gegenseitig und weitere Bewohner unterstützen und als Multiplikatoren für die (Daseinsvorsorge-)Arbeit des Stadtteilbüros fungieren. Hauptamtliche Begleitung, bei Bedarf Moderation u. Koordination. In der Folge stückweise Weitergabe der Gruppen- und Akquisearbeiten an Ehrenamtliche: - Ggf. schrittweise Reduktion von hauptamtlichen Arbeitsstunden in der direkten Arbeit mit den Gruppen - Drittmittelakquise für Weiterführung ehrenamtlicher Arbeit (Aufwandspauschalen für Gruppenleitung, Veranstaltungen, Druckkosten etc.) und ggf. Honorarkosten (Supervision, Workshops). Evaluierung, Reflexion, Verbesserung und Verstetigung: - regelmäßige moderierte Treffen der Formularlotsen vom Leineberg, wenn nötig Supervision - Fortlaufende Vorstellung und Reflexion der Erfahrungen und (Zwischen)Ergebnisse im Netzwerk der Göttinger Stadtteilzentren (mindestens vierteljährlich) - kostenlose (Zwischen)Evaluation der Projektarbeit am Leineberg durch Studierende der HAWK (Semesterarbeiten). Anschlussfinanzierung: Suche nach neuen Trägern unter den Kooperationspartnern und darüber hinaus: Weitergabe im Stadtteil-Netzwerk ?

Bewohner tragen Selbstverständnis nach außen, entwickeln Strahlkraft und Übertragbarkeit: Die Quartiere im Netzwerk der Nachbarschaftszentren profitieren vom Modell Leineberg

Bewerbung des Projekts in anderen Stadtteilen durch Haupt- und Ehrenamt

- Ausbilden eines Selbstverständnisses der Leineberger Ehrenamtlichen: Dies ist „unser Projekt“. Durch Erleben der eigenen Wirkmächtigkeit werden Solidaritätseffekte erzielt: Man gibt Kenntnisse in andere Quartiere weiter. Dies stärkt wiederum das Selbstbild der Leineberger Gruppe. - Öffentlichkeitsarbeit in digitalen und Printmedien. - Kooperation im Göttinger Netzwerk der Nachbarschaftszentren: Haupt- und Ehrenamtliche des Leineberg bewerben „Niemand wird vergessen“ in anderen Stadtteilen mittels Info-Ständen, Teilnahme an Stadtteilrunden und Stadtteilfesten, Vorträgen, kulturellen Veranstaltungen etc. Somit wird Impulsarbeit für Formularlotsen-Akquise in anderen Stadtteilen durch Ehrenamtliche vom Leineberg geleistet. - In mindestens zwei weiteren Göttinger Quartierszentren (von derzeit insgesamt sieben) wird so ein Pool an Formularlotsen gewonnen. Die Freiwilligen nehmen zeitnah an den Formularlotsen-Schulungen teil. Erste Einsätze werden absolviert, wenn nötig, zusammen mit Haupt- oder Ehrenamtlichen vom Leineberg. In der Regel erfolgt das Engagement der Formularlotsen im eigenen Quartier, bei Bedarf und entsprechender Bereitschaft auch quartiersübergreifend.

Leineberger engagieren sich im gesamtstädtischen Sozialraum.

- Fortlaufende Akquise v. Formularlotsen mithilfe ehrenamtlicher Vorbilder vom Leineberg und aus anderen Quartieren. - Übernahme von Formularlotsen-Patenschaften durch Engagierte vom Leineberg für neu eingestiegene Formularlotsen aus anderen Quartieren. -Mittelfristig erfolgt Etablierung der Formularlotsen-Einsätze in mindestens zwei anderen NBZ: Einrichtung fester und/oder flexibler Formular-Termine; Einteilung der Einsätze von Formularlotsen in Absprache mit den Quartierszentren - Aufbau eines Formularlotsen-Netzwerks für die Göttinger Stadtteilzentren: Regelmäßiger Erfahrungsaustausch: Formularlotsen sind vernetzt (ständiger Online-Austausch, persönliche Meetings in regelmäßigen Abständen, ggf. Supervision).

Evaluation und Verstetigung

- Evaluation des quartiersübergreifenden Teils des Modellprojekts durch Studierende der HAWK; Vorbereitung und Planung in Kooperation mit den Ehrenamtlichen vom Leineberg. Spätere Veröffentlichung der Ergebnisse in regionalen und überregionalen Netzwerken (z.B. regional: Homepages Stadt und Landkreis, Familienportal, AG der freien Wohlfahrtspflege; überregional: LAG Soziale Brennpunkte, Verein f. Sozialplanung und jeweils andere einschlägige Portale und Medien) Suche nach neuen Trägern/ Kooperationspartnern für die Koordinationsarbeit; Weitergabe im Netzwerk? Verbände der freien Wohlfahrtspflege ? Gibt es Interesse an Federführung? Wo läuft das Projekt? Wie sind die Bedarfe?
Stadttyp: 
Großstadt (über 100.000 Einwohner)
Einwohnerzahl des Projektgebietes: 
2800
Das Projektgebiet liegt im Programmgebiet „Soziale Stadt“: 
nein
Quelle / Anmerkungen: 
Quelle: http://www.goesis.goettingen.de/
Abgrenzung des Projektgebietes: 
Das Projekt wird im Göttinger Stadtteil "Leineberg" durchgeführt.
Projektgebiet geprägt durch: 
Deutlich abgegrenztes Gebiet in städtische Randlage, Anonyme Frei- und Grünflächen mit Defiziten in der Aufenthaltsqualität, Fehlende Infrastruktur (Soziales, Kultur, Bildung, Sport, Freizeit und Verkehr), Fehlen von Einrichtungen mit Treffpunkt-Charakter, Kaum / nichtvorhandene lokale Ökonomie, Zunahme von Transferleistung
Merkmale des Projektgebietes: 

Anteil der älteren Bewohner/innen (ab 60 Jahre) Replicated

Anmerkung: 
Statistik weist Menschen ab 65 Jahren und aufwärts aus.

Anteil Kinder (bis 14 Jahre) Replicated

Anmerkung: 
Statistik weist Kinder unter 15 Jahren aus.

Menschen die Transferleistungen beziehen (gesamt) Replicated

Anmerkung: 
Empfängerinnen und Empfänger von Sozialleistungen / Wohngeld

Davon Kinder die Transferleistungen beziehen Replicated

Anmerkung: 
SGB II-Empfänger unter 12 Jahren (Quelle aller dargestellten Merkmale: http://www.goesis.goettingen.de/)

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