Miteinander Leben in Emden / Leuschnertreff - mehr als Wohnen
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Projektbeschreibung
Der Zuzug von Menschen mit Migrationshintergrund und der stetige Anstieg von Familien im Tranferleistungsbezug haben zu einem schleichenden Imageverlust der Wilhelm-Leuschner-Straße geführt. Seit Jahren gilt die Geschoßwohnsiedlung aus den 1970er Jahren aufgrund ihrer problematischen Sozialstuktur, der hohen Mieterfluktuation, städtebaulichem Handlungsbedarf und der isolierten Lage als ein sozialer Brennpunkt in Emden. Der hier verfügbare Wohnraum wurde in 2015 größtenteils für die Unterbringung der neu zugewanderten kinderreichen Familien und zahlreicher alleinstehender Männer genutzt. Zur Unterstützung der Menschen in der Siedlung und zur Verbesserung ihrer Lebenssituation soll im Verlauf der nächsten Jahre eine interkulturelle Gemeinwesenarbeit aufgebaut werden. Am Anfang des Strukturaufbaus stehen die Umnutzung einer Mietwohnung als Kontakt- und Anlaufstelle und die Bereitstellung von Information, Beratung und Aufklärung im Gebiet. Für eine regelmäßige Präsens vor Ort, für die Arbeit mit den Bewohnern und für die Netzwerkarbeit im Stadtteil wird eine Fachkraft mit Erfahrungen in der interkulturellen Arbeit neu eingestellt. Sie soll eng mit dem aufsuchend tätigen Team der städtischen Flüchtlingshilfe kooperieren und das Netzwerk der ehrenamtlichen Integrationslotsen von Beginn an einbeziehen. Ein wesentliches Moment der Arbeit in der Siedlung soll darin bestehen, dass die verschiedenen Bewohnergruppen für sich und miteinander Ansätze finden nachbarschaftliches Leben zu gestalten. Die neu Zugewanderten sollen außerdem erleben, dass sie in Emden dauerhaft willkommen sind, Angebote im Stadtteil nutzen und mit Unterstützung des Projektes in der Gesellschaft ankommen können. In der Anfangsphase sollen von der Fachkraft sozialraumbezogene Freizeitangebote initiiert und organisiert werden, die sich an verschiedene Bewohnergruppen wenden und die Menschen in Kontakt bringen. Durch persönliche Ansprache und eine kontinuierliche Zusammenarbeit sollen dann aber auch Personen für die ehrenamtliche Unterstützung des Projektansatzes gefunden und qualifiziert werden. Ein anderes wichtiges Moment der Gemeinwesenarbeit liegt in der Mitwirkung in der noch jungen Stadtteilinitiative Borßum und der Vernetzung des Projektansatzes mit den hier zusammengeschlossenen Einrichtungen und Institutionen. Der/die Gemeinwesenarbeit/in soll dabei auch als Bindeglied fungieren und in Zusammenarbeit mit den pädagogischen Fachkräften aus dem Stadtteil Wege suchen, die Kinder und Jugendlichen aus dem Brennpunkt besser in die Bildungseinrichtungen und außerschulische Bildungsangebote zu integrieren.
Ergänzung Projektjahr 2018:
In 2018 wollen wir das bisher entstandene Miteinander der Bewohnergruppen weiter stärken und ausbauen helfen.
Die Gemeinwesenarbeit soll aufgrund der hohen Zahl Zugewanderter in Zusammenarbeit mit den pädagogischen Fachkräften auch Erwachsene aus dem Brennpunkt verstärkt in Bildungs- und Qualifizierungsangebote einbinden.
Die bereits erfolgte Vernetzung mit zentralen Beratungsstellen in der Stadt, aber auch mit der Polizei, der Ordnungsverwaltung und dem Gesundheitsamt soll etabliert werden. Dabei wird situativ zwischen Hilfestellung und Mediation/Beschwerdemanagement abgewägt.
Hinzu kommt eine Kooperation mit den neu über die LAG Soziale Brennpunkte geförderten Gemeinwesen-Projekte "Quartiersbrücken" und "Lebenswertes Borssum", letzteres angesiedelt außerhalb dieses Projektgebietes aber im gleichen Stadtteil. Dabei werden unter anderem Beratungsangebote, die bisher nicht etabliert werden konnten (bspw. die Mieterberatung) in den Blick genommen.
Ergänzung Projektjahr 2019:
Mit der Gründung des neuen Fachdienstes Gemeinwesen im Jahr 2018 ist der Leuschnertreff verstärkt in die städtischen Zusammenhänge eingebunden worden und die stadtinterne Kooperation mit den weiteren Gemeinwesenprojekten "Quartiersbrücken" und "Lebenswertes Borssum" ausgebaut worden. Dies soll auch weiterhin intensiviert werden, um das Projekt zukünftig auch im gesamten Stadtteil einzubinden.
In 2019 wollen wir die Öffentlichkeitsarbeit ausbauen und den Leuschnertreff stärker ins Bewußtsein der Bewohner der Siedlung rücken, unter den Stichworten "sichtbarer werden", "Präsenz zeigen" und "im Gespräch bleiben".
Die aufsuchende Arbeit, bisher vorrangig Teil der Flüchtlingssozialarbeit, soll auf die Gemeinwesenarbeit ausgeweitet werden, um Bewohnergruppen zu erreichen, die über eher geringe Sozialkontakte verfügen und aus verschiedenen Gründen einen Treffpunkt nicht besuchen (können).
Die Verbesserung des Wohnumfeldes ist ein Wunsch der Bewohner als Ergebnis der in 2018 durchgeführten Ideenbörse. Eine Einladung der Bewohner zur Auswertung in 2018 und daraus resultierende gemeinsame Aktikvitäten und die Ausweitung der Kontakte zu Vermietungsgesellschaften und Hausmeistern sind vorgesehen.
Es sollen weitere Kooperationen begonnen werden, vorrangig in Bezug auf Beratung und Hilfe und im Zusammenhang mit den Bereichen Wohnen und Arbeiten.
Die Wilhelm-Leuschner-Straße im Stadtteil Borßum ist eine für die 70er Jahre typische Großwohnsiedlung mit 4-8geschossigen Flachdachhäusern. Bei der Siedlung handelt es sich um einen sozialen Brennpunkt. Durch wiederholten Verkauf und die Umwandlung in Eigentumswohnungen ist die Investitionsbereitschaft stark zurückgegangen, mit der Folge, dass bauliche und infrastrukturelle Mängel immer deutlich hervortreten. Die Siedlung verfügt nur über eine zentrale Spielanlage für die Kinder, ansonsten fehlt jegliche soziale Infrastruktur. Wesentliche Kennzeichen der Siedlung sind der extrem hohe Kinder und Jugendanteil und der sehr hohe Ausländeranteil (Hier belegt die Wilhelm-Leuschner-Straße unter den 40 Sozialräumen, die als statistische Gebiete abgegrenzt wurden, die Rangplätze 1 und 2). Außerdem ist der Anteil, der hier lebenden Flüchtlinge extrem hoch. Die Grundschule, ein Kindergarten und das Jugendzentrum für den Stadtteil befinden sich noch gerade in fußläufiger Entfernung. Andere Treffpunkte oder Angebote sind aufgrund der Entfernung, sowie räumlicher und sprachlicher Barrieren nicht erreichbar. Die Stadtteilinitiative Borssum (SIBO) hat die isolierte Lebenssituation, den hohen Unterstützungsbedarf vor allem der Kinder und die Stigmatisierung der Siedlung zum Anlass genommen, im Innenbereich der Blocks ein Begegnungsfest zu organisieren und versucht Bewohner zu motivieren, an Gemeinschaftsaktivitäten teilzunehmen. Darüber hinaus setzt sie sich für eine professionelle Unterstützung ein. In der Startphase des Projektes sind die vielschichtigen Problemstrukturen der Bewohner und das hohe Konfliktpotenzial zwischen den verschiedenen Gruppen (deutschen-nicht deutschen, Migranten aus EU-Ländern –Flüchtlinge) deutlich geworden.
Ergänzung Projektjahr 2018:
Aufgrund des stetigen Wandels in der Flüchtlingspolitik veränderte sich im Laufe des Jahres 2017 die Anzahl der Flüchtlinge und deren aufenthaltsrechtlicher Status in der Siedlung. Durch Familiennachzug nimmt die Zahl der alleinstehenden Männer stetig ab, die von Familien entsprechend zu. Zudem ist für 2018 mit einem größeren Zuzug kroatischer Leiharbeiter zu rechnen.
Ergänzung Projektjahr 2019:
Die Bewohnerstruktur der Siedlung verändert sich weiterhin und es ist ein Zuzug von osteuropäischen EU-Bürgern zu erwarten, so dass auch die Flüchtlingssozialarbeit zur Migrationssozialarbeit werden könnte. Die Stärkung des Miteinanders der Bewohnergruppen bleibt weiterhin eine Aufgabe durch die starke Fluktuation.